Dienstag, 17. März 2015

Weitere Entdeckungen


Seit dem letzten Blogbeitrag trieb mich die ganze Zeit der Gedanke um, das ich vielleicht doch nochmal in die im Hamburger Staatsarchiv befindlichen Sterbebücher schauen sollte. Vielleicht würde ich dort ja doch einen genaueren Hinweis auf den Todestag von Elinor finden.
Heute Nachmittag sah ich also auf dem Heimweg in Wandsbek beim Archiv vorbei. Für die Jahre 1941 bis 1945 sind die Sterbebücher zusammengefasst. Einzelne Jahresausgaben würden wohl den Rahmen sprengen. Zuviele sind in diesen Jahren gestorben. Und dann fand ich den gesuchten Eintrag. Am 19. Juli 1945 verstarb in Hamburg eine  

Eleonora Maria Anna Eva Antoinette Hedwig von Monsterberg.

Demnach ist die Dichterin nicht in den Bombennächten der Operation Gomorrah umgekommen. 




Heute rief mich auch die Buchhandlung am Rathaus an, um mir mitzuteilen, das sie mir das letzte Exemplar des Buches "Auf den Spuren aussergewöhnlicher Frauen" von Dr. Traute Hoffmann über die Hamburger Zonta Gründerinnen direkt vom Verlag besorgen können. Bin gespannt was mich da noch an interessanten Einblicken erwartet.

Bei iTunes bekommt man übrigens dieses Kleinod aus der Reihe Jugendlieder von Alban Berg. Der Text stammt von Elinor aus dem Jahr 1902.




Montag, 16. März 2015

Im Trinkerinnen-Asyl


05. Februar 1911, Hamburgischer Correspondent


Wer immer – wo und wie es auch sei – mit weit offenen Sinnen beobachten oder mit fressendem Herzeleid erfahren musste, wie furchtbar die Leib und Seele zerrüttenden Verwüstungen sind, die unmäßiger Genuss sogenannter geistiger Getränke bei den Menschen hervorruft, die ihnen verfallen, der hat nur eine Frage auf dem Herzen: Wo ist die Rettung und wo ist Hilfe?
Trostlos erscheint alles, was mit diesen zukunftslosen Menschen in Zusammenhang steht; inhaltsleer ihr eigenes Dasein; herb und bitter die Seelenqualen, die sie peinigen, und der schmerzliche Druck der Erkenntnis ihrer eigenen Energielosigkeit dem Taumelgift des Alkohols gegenüber. Von Tag zu Tag beschwert sie mehr die körperliche Schlaffheit, aufgeschwemmte Verdunsenheit verzerrt die Züge, heimlich beschleicht Krankheit all ihre Wege, bis deren fieberheiße Hand die Armen packt und nicht mehr lassen will. Fressende Untätigkeit – der Menschheit furchtbarste Pest – tritt dem Alkoholkranken zur Seite, Unlust und Rohheit hängen sich an ihn, und alles freie, werkfrohe Leben wandelt sich ihm zu leerem, blöden Hindämmern. Alle Schrecken der entfesselten Bestie stürzen vor dem einen dieser Gebundenen her, während andere in stumpfer Willenlosigkeit dahinleben, unfähig zu jeder Tat, oder zu kurzem, flackerndem Tun ihrer giftgelähmten Körper aufgeißeln mit immer schärferen Gaben des ersehnten Alkohols. 

Ausweg

Gleichgültige Gedankenlosigkeit hat für diese Ärmsten der Armen nur dreierlei bereit: den landesüblichen und so bequemen sittlichen Abscheu, lachenden Spott und beißenden Hohn. Die Allgemeinheit ist sich noch nicht darüber klar geworden, dass sie hier Kranke vor sich hat, die eine böse Seuche beschlichen und die barmherziger Hilfe, liebevoller, leitender Führung hinauf zu den sonnenhellen, lichten Wegen der Genesung so unsagbar dringend bedürfen. Wohl nirgends ist verdammendes Aburteilen, verachtungsschweres Abwenden von schwach Gewordenen, vom Alkohol Belasteten unangebrachter und verwerflicher wie gerade bei diesen leicht verstockten oder verschüchterten Kranken, die selbst in freien Stunden am besten und qualvollsten fühlen, was sie gewesen, wo sie hin gelangten! Nicht immer ist die Trunkseuche erblicher Fluch, nicht nur lebenstoller Leichtsinn lässt die nur zu bald zitternde Hand nach dem vollen Becher tasten, allzu oft sind es herbe Not, bittere Entbehrung, unerträglich scheinende Untreue eines Menschen, auf dessen Liebe vertraut wurde, die viele jener unseligen hineinschleudern auf die Bahn des Elends, die sie lehren in Trotz und übelgezogener Schlussfolgerung den Teufelspakt mit den Geistern des Alkohols zu unterschreiben, mit ihres Blutes geheimnisdunklen Kräften.

Es gibt eine Internationale, die in allen Ländern gröhlend angestimmt wird, wo immer Menschen der Kultur und Unkultur hausen, einen Sozialisten, der unerbittliche Gefolgschaft heischt und dessen Anhängerschaft in allen Staatswesen eine verderblich große, wild anwachsende ist. Einen Sozialisten, den schlimmen Gleichmacher, gegen dessen alles Gemeinwesen zerfressende dämonische Macht die Staatserhaltenden und Gesinnungsstarken unter den Menschen einen zähen, einen unermüdlichen Kampf zu kämpfen verpflichtet sind um ihrer heiligsten Güter willen, um die Gesundheit und lebenskräftige Zukunftsstärke des Volkes: dieser Feind, der am Mark unzähliger zerrt, ist der ungezügelt genossene Alkohol. Wer einmal in die abgründige Not hinabschauen gemusst, die ihre schwarzen Fittiche verdunkelnd und atemraubend über die Lebenshütten zahlloser Familien, langer Reihenfolgen einsamer Einzelner schattenschwer ausbreitet, den würgt nicht allein des Mitleidens wehe Gewalt, der fühlt nur eins mit bewussten Sinnen: heilende Hilfe muss gegeben und bereitet werden. Und fast erstickend packt ihn die Gewissheit, dass trotz so vieler, so werksfroher Mitleidstaten diese alle doch nur wirken wie der dünne, löschberiete, aber gegen das wabernde Feuermeer so schwache und machtlose Wasserstrahl.

In segensreicher unbeirrter Arbeit wirkt im deutschen Vaterland der Verein gegen den Missbrauch geistiger Getränke. Hamburg, das auch auf den Gebieten werktätiger Nächstenliebe im deutschen Reichsverband einen ersten Platz einnimmt, die Stadt, in der nicht nur rastlos gearbeitet wird, um Geld zu machen, sondern die es auch versteht, das sauer Erworbene dem Allgemeinwohl in großzügiger und wohl durchdachter Weise hinzugeben. In Hamburg bestehen zwei Trinkerfürsorgestellen, die dem Kuratorium für Trinkerfürsorgestellen unterstehen: Vom sittlich hohen Gesichtspunkt des Guttemplerordens geleitet die Trinker-fürsorgestelle 2, die im Rathaus ihren Sitz hat, und die seit dem 16. August 1909 bestehende Trinkerfürsorgestelle 1, die vom Staat im Gebäude der Invaliditäts-versicherung, Ringstraße 15, das Zimmer 71 zur Verfügung gestellt erhielt, wo ihr Leiter Montag und Donnerstag allwöchentlich von 16 Uhr bis 17:30 Uhr eine hamburgische Auskunftstelle für Trinkerfürsorge offen hält und den Ratsuchenden aller Stände werktätige Hilfe bereitgehalten wird. Die Trinkerfürsorgestelle 1 wird unterhalten vom Deutschen Verein gegen den Missbrauch geistiger Getränke, dem Blauen Kreuz und dem Verein für Innere Mission. Der positive evangelische Glaubensstandpunkt, auf dem auch die Mitglieder des Blauen Kreuzes stehen, wirft ein bezeichnend klares Licht auf die Wege der Hilfe und Rettung, die dort ebenfalls in seelischer Beziehung den belasteten Kranken gegenüber eingeschlagen werden.

Ein selten schöner, frostklarer Tag verging für Hamburg; der Wind wehte frisch auf und schien auch der sonst so blassen Wintersonne die Backen rot angehaucht zu haben, denn sie schickte sich an, dunkel erglüht und verschämt ins abendliche Wolkenbett zusteigen. Der Frost hatte alle Feuchtigkeit auf den Straßen erstarren gemacht, und die Autos, die in sausender Fahrt die breite Ringstraße herunter rasten, atmeten nicht nur den üblichen Benzindunst aus, - sondern wirbelten den trocknen Staub zu einer gelblichen Wolke hinter sich auf, - dass man ihn widerwillig auf den Lippen verkosten musste. Überall aber auf den Straßen der hastige, zielbewusste Schritt gesunder Arbeit.
Es war auch die Auskunftszeit der Trinkerfürsorgestelle 1, und lehrreiches Erleben wurde mir in dem schlichten., hellen Arbeitsraum, der so viel Qual, Not und Kummer stumm anhört und in verschwiegene Verwahrung nimmt, Abgearbeitete, vom Leben und der Erfahrung des Alltags müde gehetzte Frauen klopften, eine nach der anderen, bei dem Zimmer der Fürsorge an, um Rat zu suchen, schützende Hilfe zu erbitten. Mit rasch auf das eigentliche Ziel zugehender Art, getragen von warmer Menschenliebe, die sehr wohl herausgefühlt wird, verstand es der Leiter der Trinkerfürsorgestelle 1, Herr Amtsrichter Dr. Rümker, den armen Frauen das abzufragen, was ihrer Seelen Not bedeutete. Mit seinem Verständnis und klar abwägendem Verstand ward hier eine rasche Brücke geschlagen, die bald mit scheuem Mut und schüchternem Vertrauen betreten wurde. Niederdrückend der Jammer, der sich da enthüllte. Ergebene Ruhe aber über all diese Frauen – klagebar ihre Worte, nur schlichte – erbarmungswürdig harte Tatsachen nannten sie in einförmigen Ton. Dann ein Verharren in vertrauendem Schweigen, voll Erwartung, dass ihnen Hilfe kommen müsse von da her, wohin sie gekommen waren. Und sie wird ihnen, soweit menschliches Können reicht. Ihre Männer, geschüttelt von den Gewalten des unmäßig genossenen Alkohols, verlieren das Brot, vertrinken das schwer erworbene Geld der Frauen. Hier vertut im Trunk in kurzen Jahren ein sonst tüchtiger Arbeiter seine Werkstatt. Die Frau sitzt mit einer starken, an Kopfzahl starken Kinderschar da, unter denen die Schwindsucht haust. Dort verleitet der alles Gute erstickende, das Bewusstsein verschleiernde Alkohol einen braven Mann und Vater zu schwerer Körperverletzung. Die einsetzende Reue bei eingetretener Nüchternheit führt zur jachen Verzweiflung - und die Folgeerscheinung ist - weitere Trunkenheit.

Die Mitarbeiter am Werk des Dr. Rümker, die Brüder H. und F. Zeising, besuchen die Trunkkranken, helfen ihnen, durch Beitritt in einen Abstinenz Verein, wieder auf die Füße zu kommen. Pastor Lüder sorgt für frisches Wiederaufrichten, und in unermüdlicher Fürsorge am Werk der Helfenden ist Frau von Nettelbladt. Die Trinkerfürsorgestelle 1 verschafft außerdem den so schwer Belasteten Arbeit, segensreiche, durch Beihilfe des Arbeitsnachweises der Patriotischen Gesellschaft. Die notwendige Hebung der einzelnen Persönlichkeit aber, ihre Erziehung zur leben bringenden Enthaltsamkeit, ist eine Doppelaufgabe, die zur körperlichen und seelischen Heilung der Schäden am Organismus, und durch diese am Geist, gelöst werden muss. Zu diesem Zweck ist eine längere Unterbringung des Kranken in eine Heilanstalt – mindestens auf ein Jahr – dringend geboten. Und zwar in eine Heilanstalt, in der die Persönlichkeit als solche behandelt und begriffen wird, die also nicht allzu groß an Patienten ist, und deren Lebensordnung möglichst wenig von der Lebensweise der Familie abweicht. Dies dringend gebotene Heilmittel versucht die Trinkerfürsorgestelle, wo immer sie kann, anzuwenden.
Nur mangelt auch hier vor allem anderen der nervus rerum – das Geld. Vierhundert Mark Jahrespension für einen Kranken 3. Klasse wollen aufgebracht werden. Die Trinkerfürsorgestelle 1, der zur Ordnung des gewaltig anschwellenden Aktenmaterials ein Beamter der Invalidität zur Verfügung gestellt wurde, hat seit ihrem Bestehen 463 einschlägige Fälle, vom Arbeiter bis in die höheren Stände erlebt, und die Genugtuung, vielfach zur bleibenden Rettung verholfen zu haben.

Niederdrückend wirkt das verheerende, alkoholische Gift in seinen Folgen beim Mann, dem natürlichen, sogenannten Ernährer der Familie, der unter dem Druck dieser Erkrankung aber nur zu ihrem Verzehrer wird. Unendlich schmerzlich aber, geradezu vernichtend, bedrückt die Trunksucht jeden nur halbwegs Denkgewohnten bei derjenigen, die des Volkes Zukunft in ihrem Schoß schützend trägt, bei der Frau. Nirgends wohl ist das oft missbrauchte Wort: unnatürlich besser und bezeichnender am Platze wie hier. Und nirgends sonst spielen seelische Erlebnisse schwerer, eingreifender mit, wie bei einem armen Weibe, das sich, wie ein verirrter Vogel verzweifelt dem Alkohol in die Arme wirft. Auch hier heißt es: heraus aus den gewohnten Verhältnissen der durch Trunksucht Gebundenen, auch hier ist die Rettung allein, ihnen ein Asyl der Enthaltsamkeit zu bieten, sie durch Gewöhnung an eine geregelte Hausordnung, an eine gesunde Arbeitstätigkeit erstarken und genesen zu machen. Selbstredend immer im Verein mit der Entziehung des Alkoholgenusses. Nur wenig ist für die so erkrankten Frauen gesorgt. Eines der bestgeleiteten Heime dieser Art ist das Trinkerinnen-Asyl Siloah, von der St.Anschar-Gemeinde ehemals zu Schwartau bei Lübeck gegründet, nunmehr aber in der immer stolzer anwachsenden Anstaltskolonie auf der freien Anscharhöhe Hamburg-Eppendorf untergebracht, in einem stattlichen, schönen, sonnendurchfluteten Gebäude, dessen Baumittel hauptsächlich durch einen Bazar flüssig gemacht waren. Für wenig mehr als dreißig Pfleglinge bietet der Raum, ausgestattet mit allen zweckdienlichen Einrichtungen der Neuzeit, erwärmt von der nie versagenden Zentralheizung werktätiger Menschenliebe. Unter der Führung der Frau von Nettelbladt und der unermüdlich sorgenden Schwester Agnes, der Oberin der Anstalt, sahen wir diese freundliche Heim- und Schutzstätte vom Erdgeschoss bis zur Dachkammer. Überall Sonne, fröhliche Arbeit, inniges Zusammenwirken. Und in einem Zimmer – im weißlackierten Bettlein – ein Kind von wenig mehr als zehn Monaten, das man der Mutter zu Liebe mit aufnahm. Beredter als dieses Bild konnte keine noch so gewaltige Predigt wirken!

Das Haus bietet Pfleglingen der ersten, zweiten und dritten Klasse bequemen Raum, trennende gesellschaftliche Unterschiede verwischt christliche Liebe. Anregende, musikalische Unterhaltungen, ausgeführt von der rechten Hand der Schwester Agnes – Frau von Wense – versammeln die Anstaltsgenossinnen allsonntäglich, und erheben die Notbedrückten zu den reinen Sphären der Kunst. Allen aber hilft, außer der geübten und erlebten Enthaltsamkeit vom Alkohol, tüchtige Arbeit den Weg zur Genesung zu finden.
Als wir Abschied nahmen, da kam ein schüchternes Wünschen der Schwester Agnes zum Ausdruck, die auch für das leibliche Wohl ihrer großen Kinder besorgt ist: ach, wenn sich doch einer erbarmte, und uns Geld schenken wollte, dass wir bald einen richtige, festen, warmen Hühnerstall bauen könnten! Eier sind so teuer, und wir brauchen so viel! Vielleicht hat ein verfrühter Osterhase ein Einsehen mit den Wünschen der Siloahschwester.
Sonne, flutende Sonne drang wärmend, leben weckend überall in die lichten Räume des friedvollen Frauenheims, schlichte Nächstenliebe aber hütet und bewahrt jene, deren Weg wieder werktätiges Leben sein soll und wird.

(Hamburger Staatsarchiv / 741-4_S 12971)  

Sonntag, 15. März 2015

Elinor wohnte in Hamburg


Wie schon in dem Beitrag über einige biographische Hintergründe erwähnt wurde, bekam Elinor von Monsterberg, bedingt durch die unterschiedlichen Dienstorte des Vaters, Einblicke in die unterschiedlichsten Regionen des Landes. So wird z.B. ein Regimentskommandeur von Monsterberg im Zusammenhang mit dem in Stuttgart ansässigen Infanterie Regiment Kaiser Friedrich von Preussen Nr. 125 in der Zeit zwischen 1899 bis 1901 erwähnt. Auch wird ein Otto von Monsterberg dem Infanterie Regiment von Lützow Nr. 25 als zugehörig erwähnt. Und zu guter Letzt findet sich 1868 ein in Breslau, Elinors Geburtsort, wohnhafter Leutnant von Monsterberg a. D.
Die Familie von Monsterberg gehört zum schlesischen Uradel. Die Namensherkunft bezieht sich auf die zwischen Breslau und Glatz gelegene gleichnamige Stadt Monsterberg. Der Namenszusatz Münckenau bezieht sich auf deren ältestes Stammhaus Münkenau, welches im Olauisch-Briegischen liegt.
Die Quelle des Beitrages vom 03. Januar 2015 besagt, das Elinor seit 1905 in Berlin-Charlottenburg lebte. Dennoch schrieb sie, was ich bislang überblicken kann, zumindest in der Zeit um 1910 schon für den Hamburgischen Correspondenten, und dürfte zeitweise auch schon in Hamburg wohnhaft gewesen sein.
Tatsächlich findet sich in den Online einsehbaren Telefonbucheinträgen des Hamburger Staatsarchives in der Zeit von 1916 bis 1943 ein Eintrag von Elinor von Monsterberg und Münkenau.

Telefonbucheintrag von 1916
Elinor zog in eine Wohnung im vierten Stockwerk eines Wohnhauses in der Uhlenhorster Richterstraße 15. 
In der 1863 nach dem Tischlermeister Gustav Reinhold Richter (1817 – 1908) benannten Straße, ließ der Architekt J. D. Fahrenkrug und Söhne in der Zeit um 1915 einen Neubau errichten, welcher über fünf Hausnummern lang war. Fahrenkrug wurde von 1916 bis 1918 als Eigentümer von Richterstraße 9 bis 17 genannt. 1919 firmierte der Gebäudekomplex unter dem Namen Richterburg, unter Verwaltung durch die Grundstücksgesellschaft Richterburg mbH. Ab 1934 wurden die Gebäudeteile der Nummern 15 und 17 aus dem Besitz der Richterburg mbH verkauft an M. A. Fronstey unter Verwaltung der Firma J. L. Völckers und Sohn.

Die Richterburg in der Richterstraße
Interessant ist der Blick in die Nachbarschaft von Elinor, der überwiegend von Kaufleuten und Akademikern geprägt ist. In den vierten Stock des Hauses Nr. 17 zieht 1919 die Schriftstellerin und Journalistin Frieda Radel ein. Die am 10. Mai 1869 in Altona geborene Frieda Anna Susanne Radel arbeitete unter anderem als Schriftleiterin beim Hamburger Fremdenblatt. 
Weiterführende Informationen über Frau Radel finden Sie unter anderem hier.

Ich halte es für sehr wahrscheinlich, das Elinor und Frieda sich schon in der Zeit zwischen 1916 und 1919 kannten. Immerhin waren sie doch beide für hiesige Zeitungen tätig und vertraten auch in der Frage der Reformbewegung einen verbindenden Standpunkt. So ist es auch nicht verwunderlich, dass beide zu den Gründungsmitgliedern des Hamburger Zonta Clubs zählen.
1934 bezog der Hamburger Schulsenator a. D. Emil Krause eine Wohnung im dritten Stockwerk der Richterstraße 17. Sicher haben Frieda, Elinor und Emil sich gut verstanden, war doch auch der ehemalige Schulsenator ein Freund der Reformpädagogik wie man hier weiterlesen kann. Dort wird auch die Bombardierung Hamburgs im Juli 1943 erwähnt, und das auch die Richterstraße 17 dabei ausgebombt wird.  Schaut man sich die Adressbücher kurze Zeit nach dem Krieg an, dann sieht man, das z.B. 1950 die Häuser 9 und 17 der Richterburg fehlen. Ein Opfer der Bombardierung. So wird es sicher auch die oberen Stockwerke des Hauses Nr. 15 getroffen haben, jenen Teil in dem Elinor von Monsterberg seit 27 Jahren lebte. Und wahrscheinlich auch starb.