Freitag, 18. Oktober 2019

DIE NEUESTEN BIOGRAFISCHEN ERKENNTNISSE

Bald drei Jahre ist es her, das ich diesen Blog noch regelmäßig bespielte. In der Zwischenzeit haben sich viele, auch überraschende, neue Erkenntnisse herauskristallisiert und sind reichlich Texte von Elinor gefunden worden. Diese gesammelten Informationen liegen nun in einem gebundenen und 738 Seiten starken Buch vor. Jedoch nur für den persönlichen Gebrauch. Ob, und was ich mit dem gesammelten Material anfangen werde, weiß ich noch nicht genau. Soweit mir von verschiedenen Seiten mitgeteilt wurde, sollen Verlage heutzutage wohl doch eher hasenfüßig unterwegs sein, wenn es darum geht unbekannte Schätze einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zurzeit findet ja wieder die Frankfurter Buchmesse statt, vielleicht sollte ich dort einmal bei den Ständen der Verlage vorbeischlendern und meine Ideen vortragen. Wer weiß...?
Nach der gestalteten Beispielseite aus den genannten 738 Seiten folgt dann eine aktuelle Kurzbiografie von Elinor von Monsterberg.



Das Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten von Franz Brümmer berichtet, dass Elinor von Monsterberg als erste von drei Töchtern eines preußischen Leutnants und späteren Generalmajors in Breslau geboren wurde. Sie selbst beschreibt sich als ein wildes Kind, das nur mit Jungen spielte und es als Schande empfand ein Mädel zu sein. Ihr Vater, der Elinor turnen, fechten und reiten beibrachte, war ihr bester Freund.

Die „schlesische Krankheit“, also die Lust alles in Reime zu bringen, soll schon in früher Kindheit bei ihr aufgetreten sein. Mit ihren Gedichten und Prosaarbeiten fand sie in ihrer Mutter eine förderliche Kritikerin. Erste Gedichte wurden unter anderem im Berliner Tageblatt veröffentlicht. Ihre Gedichte unterschrieb sie mit der Kurzform Elinor von Monsterberg. Der Name „Elimar“, mit dem sie sich letztlich schriftstellerisch zeichnete, entstand aufgrund einer Verwechslung. Sie blieb dabei und wurde seitdem für einen Mann gehalten, worüber sie sich freute, denn es lieferte ihr den Beweis, dass in ihren Dichtungen die „bis aufs Blut verhasste weibische Sentimentalität und die mich anwidernde, für moderne Geschlechtsgenossinnen typische Sinnlichkeit nicht vorhanden ist.“ Auch in späteren Texten weist Elinor immer wieder darauf hin, dass ihr manche weiblichen Launen ihrer Geschlechtsgenossinnen suspekt sind.

Durch die ständigen Versetzungen des Vaters führte die Familie eine Art soldatisches Nomadenleben.
Einige der wichtigsten Stationen waren Hamburg (1892), Stuttgart (1899 – 1903) und der ostpreußische Truppenübungsplatz in Arys (1903 – 1905). Während ihrer Stuttgarter Zeit entdeckte Elinor in dem schwäbischen Heimatdichter Heinrich Hansjakob einen wohlgesonnenen Förderer.
Ihren ersten Gedichtband veröffentlichte sie mit einer Widmung für die Königin von Württemberg. Die Familie unterhielt gute Kontakte zum Württemberger Königshaus. Nach der Offizierstätigkeit ihres Vaters ließ sich die Familie in Berlin nieder, wo Elinor begann, für das Berliner Tageblatt zu schreiben und Mitglied im Berliner Lyceum-Club wurde.

Ab 1909 siedelte Elinor von Berlin nach Hamburg über, und wohnte im Haus des Kaufmanns Julius Auer und seinen vier erwachsenen Nachkommen auf der Uhlenhorst. Für den Hamburgischen Correspondenten schrieb sie in den folgenden Jahren Ansichten über die Stadt und ihre Menschen. Besonders sozialen Themen widmete sie ihre Artikel. Über Hamburg und sein Wirtschaftsleben berichtete Elinor ausführlich in einem 1913 beim Volksvereins-Verlag erschienenen Büchlein für die Reihe Soziale Studienfahrten über Geschichte und Staatswesen Hamburgs. Ebenfalls 1913 veröffentlichte der Stuttgarter Greiner und Pfeiffer Verlag ihr Buch „Fragezeichen des Lebens“, in dem sie in zahlreichen Aufsätzen über das Thema Leben und Tod referiert.

Zusammen mit zwei Töchtern aus dem Haushalt der Familie Auer bezog Elinor 1916 eine Wohnung in der Uhlenhorster Richterstraße 15.
Im Hamburgischen Correspondenten erschien von 1916 bis 1917 eine Artikelreihe über insgesamt 33 unterschiedliche Berufsbilder für Mädchen und Frauen. Elinor von Monsterberg beantwortet darin wichtige Fragen zur Berufswahl. Die Schriftleitung weist darauf hin, dass die Artikel „aus der Feder einer langjährigen, in der Frauenbewegung stehenden Mitarbeiterin“ entstammen.
Von November 1919 bis April 1921 war Elinor verantwortliche Schriftleiterin für die Frauenbeilage „Das Reich der Frau“ in der am Gänsemarkt sitzenden Neuen Hamburger Zeitung. Über ihre Ziele für die Frauenbeilage formulierte sie: „Bei aller Wahrung des bewährten Alten gilt es nunmehr, der Frauenwelt an jener Stelle, die ihr und den weiblichen Interessen ganz ausschließlich zu dienen bestimmt ist, alles zu bringen, was Frauengeist, Frauenseele und Frauensinn beschäftigt. Frei von politischem Wettstreit, – der in die Tagesblätter gehört, seit die Frau Staatsbürgerrecht erhielt, – soll unsere neue Frauenbeilage im frischen Wechsel all die zahllosen Fragen möglichst erschöpfend und vielseitig berühren, die den weiter gesteckten Zielen unserer Frauenwelt entsprechen. Bei stärkster Betonung aller praktischen Lebenswerte wird sich die Frauenbeilage ebenso mit Ethik, Berufs- und Erziehungsfragen sowie künstlerischen und literarischen Dingen beschäftigen.
Unter dem Wahlspruch: „Für alle etwas Gutes“ beginnen wir unsere Arbeit, die beharrliches Streben nach dem Besten richtungsweisend beeinflussen wird.“

1919 zog Frieda Radel, ebenfalls langjährige Mitarbeiterin des Hamburgischen Correspondenten, in die Richterstraße 17 als Nachbarin von Elinor ein. So ist es durchaus möglich, dass es Frieda Radel war, die Elinor und ihre Schwester Sibylle für eine Mitgliedschaft im Zonta-Club vorschlug.
Anhand alter Einzahlbelege lassen sich Elinors Beitragszahlungen nachvollziehen. So wurden am 2. Januar 1931 das Eintrittsgeld und der Jahresbeitrag, und auch am 9. Januar 1932 der weitere Jahresbeitrag eingezahlt. In einer Porto- und Ausgabenrechnung vom 25. Oktober 1932 ist letztmalig der Name Monsterberg dokumentiert.

Über die Austrittsgründe liegen keine gesicherten Erkenntnisse vor. Eventuell lag es an einer angemahnten Forderung, einen Betrag von 1,10 Reichsmark für Bewirtung zu bezahlen, der während eines Besuches eines freiwilligen Arbeitsdienstes in einem Mädchenheim in Kakenstorf aufgelaufen war. In den Jahren bis 1934 schrieb sie dann überwiegend über kulturelle und sportliche Veranstaltungen.

Am 19. Juli 1945 starb Elinor im Alter von 73 Jahren an einer Mitralstenose, einer Verengung der Herzklappen. Sie wurde von ihrer mit im Haushalt lebenden Nichte gefunden. Nach der Trauerfeier in der Kapelle 1 mit Streichmusik und Orgel fand die Beisetzung am 26. Juli um 11 Uhr in dem Familiengrab des Kaufmanns Julius Anton Auer auf Elinors geliebtem Ohlsdorfer Friedhof statt.