25. Februar 1933, Hamburgischer Correspondent
Vor ein paar Wochen läuteten hier die Glocken für
Geheimrat Cuno – heute am Morgen sammelte sich der hiesige und auswärtige
Freundeskreis der Familie von Riedemann in der St. Marienkirche Danzigerstraße
zur ernsten Stunde des Abschieds. Mit schnellem Griff und ganz unerwartet hat
der Tod hier zugepackt. Für kurze Zeit auf ihrem schönen ländlichen Besitz in
Barsbüttel, erkrankte Frau von Riedemann an
einer schweren Grippe, die bald nach ihrer Überführung ins Marienkrankenhaus zu
ihrem Tod geführt hat, ohne dass sie noch ein letztes Beisammensein mit ihrem
Gatten erleben durfte. Viele danken ihr viel. Ohne große Geste des Gebens ist
von dieser Hand oft gegeben worden. Das wussten damals, als der Krieg umging,
die Frontsoldaten, die sie im Kriegslazarett ihres Hauses am Harvesterhuderweg
in ihrer frischen Art mit pflegte. Das wissen heut die vielen einfachen Leute
der Gemeinde, auch wenn es nicht ihre Art war, große Worte darüber zu
verlieren.
Requiescat in pace – steht in schwarzen Buchstaben auf dem weißen
Altartuch. Unter einer Fülle von weißem Flieder der Sarg zwischen den vielen
flackernden Kerzen. Dechant Wintermann hält das feierliche Totenamt unter
Assistenz zweier Geistlicher. Er wendet sich nach Beendigung des Requiems an
Dr. Tonio von Riedemann und die Angehörigen der Familie: „Wenn der Tod kommt, wird es still im Haus.
Wenn er so schnell und eilig kommt, ist er doppelt hart. Aber der Tod ist auch
ein Bote Gottes und der einzige Trost, den wir haben, ist das credo in vitam
internam.
Nur einer ist, der ihnen wiedergeben kann, was sie verloren haben, wie er der
Verstorbenen die ewige Ruhe geben wird. So bleibt eins, die frohe Hoffnung,
dass der Tod nicht auslöschen kann das Band der Liebe.
Die Beisetzung erfolgte darauf im Ohlsdorfer Mausoleum der Riedemannschen
Familie.